Donnerstag, 5. Januar 2017

Der Tag X / 59

Heute knüpfe ich nochmals an den Post von gestern an. Als ich mich damals, heute jedoch bewusst, in meiner Seifenblase fühlte, war das ein ganz eigenartiges Gefühl. Ich kann das hier gar nicht recht beschreiben, ist wohl auch gar nicht so wichtig. Ich weiss für mich wie es sich anfühlt. Ich bin sicher, dass du auch Gefühle hast, die du kaum beschreiben kannst, aber für dich kennst du sie ganz genau.

Gut und das ist schon der Punkt. Wenn ich genau weiss wie ich mich bei etwas fühle. Sei dies in einer Situation, bei einer Arbeit, beim Lesen, im Garten usw. Dann bin ich schon einen grossen Schritt bei mir. Denn auf dem Weg zu meinem Burnout nahm ich dies alles nicht mehr wahr. Ich war mir meiner selbst nicht mehr bewusst. Ich spürte mich nicht mehr, ich fühlte nichts mehr. Genau das überforderte auch meinen ganzen Körper. Ich überfuhr sämtlich roten Ampeln mehrfach immer wieder.

Meine Mitmenschen sahen das, forderten mich auf aufzuhören, ruhiger zu werden. Doch ich nahm nicht mal ihre Worte richtig wahr. Ich war in einem Tunnel vom einfach Tun, non Stopp ohne zu schlafen. Mein Körper machte das sehr lange mit. Bis zum Tag X.

Was sich nun geändert hat während der Akzeptanz-Phase war, dass ich plötzlich meine körperlichen Schmerzen wahr nahm und die waren heftig. Am Tag X streikte mein Körper total, mein Hirn machte gar nichts mehr. So und jetzt Oute ich mich total.
Ich sass auf der Toilette machte mein grosses Geschäft und ich konnte mir meinen Hintern nicht putzen. Mein Kopf wusste genau was zu tun wäre, doch meine Arme und Hände gingen nicht zum WC-Papier. Es ging nicht, ich sass da und weinte, ganz alleine. Ich war so traurig, so wütenden, so erschöpft einfach fix und fertig. Es ging über eine Stunde bis meine Hände sich wirklich in Bewegung setzten konnten und ich meinen Hintern putzen konnte.


quelle:leben ohne limit

Da wusste ich jetzt brauche ich Hilfe von aussen und war bereit mich in das Gesundheitszentrum Sokrates in Güttingen an zu melden.

Nach einem 4 wöchigen Aufenthalt im Sokrates. Ging ich wieder nach Hause. Toll dachten viele, jedoch für mich war gar nichts toll. Denn ich hatte riesen Angst vor den Erwartungen, die an mich wohl kommen könnten. Ob ich diese erfüllen konnte. So kam es, dass ich nochmals einen tiefen Taucher machte.

Stell dir vor du hast einen Garten, während des Aufenthaltes im Gesundheitszentrum, wurde mal vieles behutsam aus der Erde gezogen was es nicht brauchte. Dann wurde umgestochen, alte Sträucher entsorgt usw. Es wurden sogar neue Samen gesät und gepflegt. Der Garten sah schon recht gut aus. Jetzt ging es an die weiter Pflege des Gartens zu Hause und da war kein Gärtner mehr da, der dir unter die Arme griff. Auch wenn man weiter betreut wird, der geschützte Rahmen war weg. Etwa so stellte ich mir vor, wie sich ein neu geborenen Kind fühlen würde. Darum schreien Neugeborene wohl, wenn sie zur Welt kommen. (ich weiss das es nicht deswegen ist, war damals nur so ein Gedanke)

Für mich hiess es jetzt meinen Umgebung, also dort wo ich Tag ein Tag aus war, neu zu gestalten. Das begann mit der Morgenroutine, mit dem Essen, Bewegung, Gedanken wirklich ein Neubeginn. Es gab einiges was früher schon sehr gut gelaufen war, das konnte ich so übernehmen. Doch dann begann mein Loslassen, loslassen von alten Gewohnheiten die mir schadeten. Dort lernte ich wieder auf mein Spüren und Bewusstsein zu achten. Ganz vieles zu hinterfragen. Ganz vieles auf neue Art und Weise zu probieren und hin zu fallen und wieder aufstehen und nochmals probieren. Immer wieder mutig weiter zu gehen. Mich am Abend zu loben, dass ich an diesem Tag vielleicht Staub saugen konnte. Ja in mini Schritten ging es ganz langsam Bergauf.

Warum dieser Post heute. Ich denke, dass sich der eine oder andere Leser einen Vorsatz fürs Neue Jahr genommen hat. Ich möchte heute ermutigen dran zu bleiben, auch wenn es hart wird oder ist. Der Weg lohnt sich, denn das Gefühl etwas geschafft zu haben, ist unbeschreiblich und vor allem stärkt es das Selbstvertrauen.

Heute habe ich für mich ein grosses Lob losgelassen, wenn ich schaue wo ich vor genau 2 Jahren war, das war mein Eintritt in das Gesundheitszentrum Sokrates. Mit Stolz darf ich heute sagen, ich bin zurück im Leben, geniesse es und bin sehr dankbar um diese Erfahrung.

bis bald Karin



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